Parker Lewis, Feinschmecker, Gault-Millau – unzählige Menschen und Vereinigungen versuchen uns zu vermitteln, was ein gutes Essen, ein toller Wein ist. Ja, gut, nett von ihnen. Es gibt ja auch viele Menschen, die sich die Entscheidung darüber, ob ein Wein nun schmeckt (schmecken darf) oder eben nicht, von solch einem „Guide“ abnehmen lassen. Wohl aus Furcht, zu wenig Weinkenntnis zu haben.
Meine bescheidene Meinung: es zählt allein MEIN Geschmack.
Klar ist es ein Stück Arbeit, zu dieser Erkenntnis zu kommen, und noch anstrengender, diese dann zu behaupten.
Gern stöbere ich im Espresso, jedoch gekauft hab ich nie nach ihm.
Auch kaufe ich (fast) nie Supermarktweine.
Doch beim letzten Einkauf fiel mein Blick auf eine Flasche Roten aus Spanien. Und, ja!!! Ich kaufte ihn, weil ein Schildchen daran hing, welches mir mitteilen sollte, der Herr Parker fände ihn 90-Punkte-gut.
Heute öffnete ich gleich nach dem Aufstehen die Buddel und verkostete ihn gegen 11 Uhr im strahlenden Sonnenschein auf unserem Balkon.
Der Legón aus der Linie Roble (sp. Eiche, auch Eichenfass) von der Valtostao-Kellerei ist wirklich im Bereich Preis-Leistung top.
Dieser kräftige Rote, dessen Farbe, ein dunkles Granatrot mit violetten Reflexen, schon auf den ersten Blick Freude macht.
Die Gerüche, welche einen anschließend empfangen, ließen sich herunterbeschreiben wie eine Geschichte. Man spaziert neben Rotkäppchen durch den Wald, findet Brombeeren, Walderdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Holunderbeeren, einen Lorbeerstrauch, jemand muss in einiger Entfernung weißen Pfeffer gemahlen haben. Auch kreuzt ein Reh soeben meinen Weg.
Eindeutig und klar erscheint er mir. Dieser Wein aus dem Ribera-del-Duero-Gebiet lässt keinen Zweifel zu.
Überzeugt hat mich jedoch letztlich seine Sauberkeit. Spanier riechen oft nach Pferd. Dieses Pferd ist frisch gestriegelt und geputzt.
Der Zeitpunkt ist wohl nicht der Optimale, diese Flasche zu leeren, doch zu späterer Abendstunde in gemütlicher Runde ist er ein Renner.
P.S.: Der einzige kleine Schönheitsfehler, der mir auffiel, war sein noch sehr griffiges Tanin. Ich brauchte recht lange, um mich einzutrinken. Doch ganz klassisch wird er von Schluck zu Schluck besser.
5 Kommentare:
Um 11 Uhr früh einen Rotwein degustieren? Und dann erst noch nen Spanier. Du bist echt ne Nummer ;-)
Ich müsste den Rest vom Tag im Liegestuhl abhängen...
Uuui, den Beitrag hat ja gar nicht Christopher geschrieben, das sehe ich erst jetzt.
Stimmt, das war meine gefärtin :0) Aber ich hab mitverkostet. Ein Glas geht schon. Mehr geht nur, wenn ich den Rest des Tages nichts mehr vorhabe ;o)
Es dauert immer ewig, bis ich Doro zu nem Post auf meinen Blog zwingen kann. Deshalb kennt sie keiner als Blogautorin; alle halbe Jahr ein Post fällt nicht weiter auf ;)
Dabei las sich der Weinbeschrieb total süffig. Doro dürfte also ruhig ein bisschen mehr posten.
Kommentar veröffentlichen